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Pflanzenbasierte Ernährung - der Weg zu meinem Herzensanliegen

Autorenbild: michelemeier6michelemeier6

Aktualisiert: 27. Mai 2022

Schulschluss an einem warmen, frühlingshaften Vormittag. Ich bin in der vierten Klasse einer Grundschule und im Entdecker-Modus. Mein Wissensdurst führt mich an diesem Tag zusammen mit meinen Klassenkameraden in die kleine Dorfmetzgerei. Wir sind neugierig, was hier passiert und möchten uns das genauer anschauen.

Ich begreife nicht wirklich, was passiert, als große, sanfte Augen mich anschauen und ein verängstigtes Kalb von einem Anhänger vor der Metzgerei in den Schlachtraum geführt wird. Ich kann die Angst in den Augen des kleinen Wesens sehen, während der Metzger mit ruhiger Stimme zu uns spricht und uns bittet draußen vor der Tür zu warten. Das Kalb wird geschlachtet. Wir Kinder sollen das nicht sehen.

Nach wenigen Minuten öffnet der Metzger die Tür. Das Kalb, das mich eben noch mit seinen sanften Augen angeschaut hat, liegt auf dem Tisch und wird auseinandergeschnitten.

Jetzt begreife auch ich, was hier passiert. Es ist ein furchtbares Erlebnis und ein Schlüsselmoment in meinem Leben. Mit flauem Magen gehe ich nach Hause.

„Mama, ich esse kein Fleisch mehr“. Die Angst in den Augen des Kalbs appelliert an mein Gewissen. Dieser Vormittag ist nicht nur für das Kalb schicksalhaft, sondern auch für mich. Wie kann ich nach diesem Tag weiterhin über unschuldige kleine Wesen bestimmen? Völlig wehrlos auf sich allein gestellt und dem Tod überlassen. Was ich in diesem Moment noch nicht weiß, ist, dass ich nicht nur dem Fleischkonsum abschwöre, sondern den Weg zu meinem späteren Lebensstil ebne.

Mein Entschluss, kein Fleisch mehr zu essen, wird zu Hause akzeptiert, das „Warum“ allerdings nicht ganz verstanden. Immer wieder wird mir Fleisch angeboten, man kann nicht sehen, wie sich alles in mir dagegen sträubt. Der verängstigte Blick des Kalbs brennt sich in meinem Gedächtnis ein.

Ich werde zur Vegetarierin, habe zu diesem Zeitpunkt aber keine Ahnung, welche Entwicklung ich noch durchmachen werde. Mit gesunder und vollwertiger Ernährung habe ich mich bisher nicht auseinandergesetzt.

Im späteren Alter ziehe ich von zu Hause aus und bin ein perfektes Musterbeispiel für ungesunden Lebensstil. Auf meinem Speiseplan finden sich stark verarbeitete und zuckerhaltige Lebensmittel und ziemlich eintönige Gerichte. Risotto mit Erbsen und Karotten aus der Dose, sowie Fertigpasta aus der Tüte mit Soße in Pulverform sind ein willkommener Klassiker. Um mir Salat selbst zu schnippeln, bin ich zu bequem, also kommt auch dieser fertig zusammen gemixt aus der Tüte. Nicht zu vergessen sind die Süßgetränke, die ich literweise zu mir nehme. Und um noch einen darauf zu setzen: Ich bin ein richtiges Süßigkeiten-Monster. Und viel zu bequem, um frisch und ausgewogen zu kochen. Vollwertige, vitamin- und nährstoffreiche Ernährung ist mir ein Fremdwort.

Der ungesunde Lebensstil macht sich natürlich bemerkbar. Die ständige Müdigkeit und fehlende Energie mache ich mit süßen Snacks und Desserts nach dem Mittag wieder wett. Der Energieschub hält aber nur kurz, danach kommt der tiefe Fall und ich bin schon am Nachmittag bereit für ein Nickerchen. Das blühende Leben sieht anders aus.

Ich weiß, dass es so nicht weitergehen kann. Also fange ich an zu recherchieren und komme zum ersten Mal mit der veganen Ernährung in Berührung. Ich muss gestehen, dass mir das zu Beginn ziemlich suspekt vorkommt und ich lange Zeit nicht weiß, was ein Veganer überhaupt essen kann und was nicht. Mein Interesse ist zwar geweckt, aber in erster Linie macht sich bei der veganen Lebensweise primär das Gefühl des Verzichts breit. Auf Fleisch will ich verzichten, aber meiner heiß geliebten Milchschokolade abzuschwören? Niemals. Keinen Schokokuchen und keine „Petite Beurre“ mehr genießen? Auf keinen Fall. Wirklich vegan zu leben – das ist keine Option.

Was ich aber erkenne und umsetze, ist, dass ich mit vollwertig pflanzlichen Lebensmitteln viel zu einer gesunden Ernährung beitragen kann. Fertiggerichte verbannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz von meinem Speiseplan, aber ich binde mehr Gemüse, Obst und Vollkornprodukte in meine Ernährung ein und koche frischer. Und die kalorienreichen Süßgetränke ersetze ich durch Wasser.

Als ich einige Zeit später mit einer wunderbaren Freundin Urlaub mache, erzählt sie mir von ihrem Entschluss, sich vollwertig pflanzenbasiert zu ernähren und das Thema rückt bei mir wieder etwas mehr in den Vordergrund. Aber der Verzicht auf einige Nahrungsmittel geht mir einfach nicht aus dem Kopf und ich bin noch nicht bereit, mich wirklich darauf einzulassen. Etwa drei Monate später werde ich auf eine vierwöchige Vegan Challenge aufmerksam. Es reizt mich mehr darüber zu erfahren und die zeitliche Begrenzung der veganen Versuchung nimmt mir die Angst über den Verzicht. Wenn es mir nach den vier Wochen wirklich schwerfallen wird mich komplett vegan zu ernähren, kann ich es ja wieder umstellen und meine geliebte Milchschokolade essen. Ich bin aber fest entschlossen, die vier Wochen durchzuhalten. Zu verlieren habe ich ja schließlich nichts.

Zwei Wochen nach dem Start bin ich einfach begeistert. Ich fühle mich super und bin so fit, wach, konzentriert, leistungsfähig und voller Energie, wie wahrscheinlich nie zuvor. Außerdem ist mein Hautbild deutlich besser geworden und ich bin fasziniert, was eine Ernährungsumstellung bewirken kann.

Nach dem anfänglichen Erfolg ziehe ich die Challenge natürlich weiter durch und bin zum Schluss um gefühlte 50 Rezepte reicher und lerne auch gesunde und leckere Snacks kennen. Trotzdem muss ich zugeben, dass mir die Milchschokolade fehlt, also entscheide ich mich dazu, so gut es geht vegan zu leben. Was ich durch pflanzliche Stoffe ersetzen kann, ersetze ich. Aber ich gönne mir noch meine kleinen Ausnahmen.

Diese teilweise vegane Lebensweise hält bei mir 8 – 10 Monate an. In dieser Zeit recherchiere ich viel zu dem Thema und auch mein Umfeld verändert sich etwas. Ich trete mit Menschen in Kontakt, die mich verstehen, weil sie eine ähnliche Geschichte und diesen Lebensstil haben. Durch den Austausch mit Gleichgesinnten fällt mir der Weg zur pflanzenbasierten Ernährung noch einfacher und festigt sich weiter. Was mir am Anfang unglaublich schwer und unvorstellbar erschien, ist plötzlich so leicht und angenehm.

An diesem Punkt in meinem Leben kommt in mir der Wunsch auf, mir mehr Fachwissen über Nährstoffe, Vitamine und Pflanzenstoffe anzueignen. Es ist mir wichtig, mich gesund zu ernähren und keine Mangelernährung zu riskieren. Ich stoße bei meinen Recherchen auf eine Weiterbildung zur veganen Ernährungsberaterin. Mein Ziel ist anfangs rein die persönliche Weiterbildung, um mir genug Wissen für mich selbst anzueignen. Während der Weiterbildung stelle ich fest, wie viel Spaß es mir macht mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und der Gedanke an eine berufliche Zukunft in diesem Bereich festigt sich.

Meine Ernährungsumstellung und die Optimierung meiner gesunden Lebensweise war ein längerer Prozess. In den letzten Jahren ist die vegane Ernährung mein absolutes Herzensanliegen geworden und ich bin immer noch fasziniert, was eine solche Ernährungsumstellung bewirken kann.

Mein Wissen möchte ich heute weitergeben. Ich gehe darin auf, anderen Menschen dabei zu helfen, seinen Körper mit gesunder Kost zu verwöhnen und etwas für die Gesundheit zu tun. Ein gesunder Körper stärkt auch unseren Geist und mein Weg zur veganen Ernährung hat mich zu mir selbst geführt. Ich bin im Einklang mit mir und freue mich meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit dir zu teilen und dich auf deinem Weg zu begleiten.

Ich weiß, wie hilfreich und wichtig ein Austausch mit Gleichgesinnten ist.


Deine Michèle



Jedem Tier gebührt ein Leben in Würde. Wir müssen dafür die Voraussetzungen schaffen.
Jedem Tier gebührt ein Leben in Würde. Wir müssen dafür die Voraussetzungen schaffen.

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1 Comment


Pascal Waldburger
Pascal Waldburger
May 24, 2022

vielen dank für das teilen deines schlüsselmoments und deiner entscheidung keinem tier mehr leid zuzufügen. Wir sind alle lebewesen ob tier oder mensch wir haben gefühle und lassen uns rasch hinreissen. auch ich musste meinen moment der sicht der welt ändern als ich lange mit tieren zusammengearbeitet habe. ich konnte die freude an tieren nicht mehr länger verantworten wenn ich trotzdem deren verzehr tätigte. Also entschied ich mich für das glück der tiere und gab mein bestes für sie zu sorgen...

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